Viele Menschen wären grundsätzlich dazu bereit, ein Kind in Pflege zu nehmen. Doch wie geht man an dieses Thema heran? „Machen Sie einfach den ersten Schritt und informieren Sie sich!“, sagt Sarah Haurand, Leiterin des Bereichs Pflegekinder im Kinderheim Kastanienhof.

Wie wird man eigentlich Pflegefamilie? Doch sicher nicht von heute auf morgen, oder?

Sarah Haurand: Nein, das ist in der Regel ein längerer Prozess. Die Paare und Familien – oder auch Singles, das ist ebenfalls möglich – müssen sich natürlich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, ein Kind dauerhaft oder zeitweise bei sich aufzunehmen, ob sie es wirklich wollen und ob die eigene Lebenssituation dafür geeignet ist. Aber dafür gibt es ja umfangreiche Hilfestellungen von unserer Seite, von der Schulung bis zur dauerhaften Begleitung. Wie bei allen wichtigen Entscheidungen steht am Anfang aber ein ganz einfacher erster Schritt: Informieren Sie sich völlig unverbindlich, zum Beispiel bei unserem Online-Infoabend am 25. März. Da können schon viele erste Fragen geklärt werden, um einen Einstieg in das Thema zu finden. Dieses kleine Pflänzchen kann dann weiterwachsen, wenn man sich intensiver damit auseinandersetzt. Dabei helfen wir Ihnen gern.

 Steigt in Corona-Zeiten eigentlich der Bedarf an Pflegeeltern, weil vielleicht die familiäre Situation in manchen Familien problematischer geworden ist?

Sarah Haurand: Ganz unabhängig von Corona können wir sagen: Der Bedarf ist immer hoch. Zur Zeit suchen wir auch wieder verstärkt Vollzeit-Pflegefamilien, die dazu bereit sind, ein Kind dauerhaft aufzunehmen. Wer schon einmal überlegt hat, ein Kind zu adoptieren, aber vor den hohen Hürden zurückschreckt, sollte sich über diese Alternative Gedanken machen. Im Gegensatz zur Adoption haben die Familien dann den Vorteil, permanent begleitet zu werden und bei Problemen sofort fachliche Hilfestellungen zu erhalten. Selbstverständlich wird genauestens darauf geachtet, dass Kind und Familie sehr gut zueinander passen. Der Kontakt zu den leiblichen Eltern des Kindes wird mit unserer Unterstützung weiter gepflegt.

 

Eine andere Form der Betreuung ist die sogenannte Bereitschaftspflege. Was hat man sich darunter vorzustellen?

Sarah Haurand: Es bedeutet, einem Säugling oder Kleinkind für eine bestimmte Zeit ein Zuhause zu bieten, wenn die Eltern aus gesundheitlichen oder anderen zwingenden Gründen vorübergehend ausfallen. In Frage kommen dafür erfahrene Eltern, die bereit sind, diese auch gesellschaftlich wichtige Aufgabe zu übernehmen. Denn der Gesetzgeber hat festgelegt, dass Kinder unter drei Jahren nicht im Heim untergebracht werden sollen, sondern in einer Kurzzeitpflege eine liebevolle und Sicherheit gebende Betreuung erhalten. Das ist ja existenziell wichtig für ihre psychische Stabilität und Entwicklung. Sobald es möglich ist, kehren diese Kinder in ihre eigene Familie zurück oder werden in eine Vollzeitpflege vermittelt. Damit muss man dann natürlich umgehen können, dass es eine Pflege auf Zeit ist.

 

Ihre Arbeit ist sicherlich durch den Lockdown schwieriger geworden. Was wünschen Sie sich für die nächsten Wochen?

Sarah Haurand: Durch die Pandemie sind viele Kinder länger in der Bereitschaftspflege geblieben als ursprünglich geplant, jetzt könnten sie vermittelt werden. Für diese Kinder wünsche ich mir sehr, dass wir passende Familien finden, und ich hoffe, dass sich viele Menschen dazu entschließen, den ersten Schritt zu machen und am Online-Infoabend teilnehmen. Dazu schreiben Sie mir einfach eine E-Mail unter sarah.haurand@kinderheim-kastanienhof.de , ich melde mich dann bei Ihnen und schicke Ihnen den Link für das Zoom-Meeting. Sie müssen dafür keine App installieren.

 

ONLINE-INFOABEND

Donnerstag, 25. März, 17 Uhr

Anmeldung: sarah.haurand@kinderheim-kastanienhof.de